Osaka & Kyoto – Japan – 2005

Japan

30. Mai – 02. Juni 2005

Ich bin gerade mal vor 3 Stunden aus Japan zurückgekommen, bisschen

„übernachtig“weil’s in Japan gerade halb 2 in der Früh ist und wir seit halb 8 Uhr Früh,sprich seit 18 Stunden wach sind. Nachdems aber nicht sinnvoll ist jetzt schon schlafen zu gehen schreib ich gleich mal meinen Bericht weil dann noch am meisten „mitkommt“ an Stimmung. Meine liebe Freundin, die Flugbegleiterin ist hat mich mal wieder
mitgenommen, wie auch schon letztes Jahr nach Nepal. Diesmal gings nach Osaka, Japan.

Montag, 30. Mai

Abflug um 13:55 am Flughafen Wien, na, ja, eigentlich geplanter Abflug, weil sich der Start ein bisschen verzögert hat. 11:30 Stunden Flug in die Nacht hinein, die meiste Zeit über Sibirien, wo aber Nacht war so dass man leider nichts gesehen hat. Erst dann über dem ganz östlichen Teil von Sibirien und über Japan war schon Morgen, und damit Licht.

Ankunft war dann kurz nach 8 Uhr Ortszeit, am 31. Mai. Der Kansai Airport in Osaka ist auf eine künstliche Insel gebaut, beim Landen fliegt man bis zum Beginn der Landefläche direkt übers Meer.

Dienstag, 31. Mai

Japanischunterricht:

Ohayo gozaimass – Guten Morgen
Konnichiwa – Guten Tag/Nachmittag
Konbanwa – Guten Abend
Sayonara – Auf Wiedersehen
Arigato – Danke schön
Arigato gozaimass – Vielen Dank
Sumimasen – Entschuldigung

Die Einreise hat super geklappt, wenn ich mich an Nepal erinnere.  War alles super organisiert und schnell und problemlos. Der Crew-Bus hat bereits auf uns gewartet. Wir mussten über die Verbindungsbrücke aufs Festland zu unserem Hotel, dem Ana Gate Tower Hotel, das man mit seinen 57 Stockwerken schon vom Flughafen aus sehen konnte.

osakavonoben

Das erste spannende war dann die Liftfahrt in den 54 Stock in dem unser Zimmer lag. Der Lift fuhr ganz ruhig und so dass man die Geschwindigkeit mit der er hinauf raste gar nicht wirklich mitbekam, nur in den Ohren spürte man es, es war echt nötig Druckausgleich zu machen weil die Ohren zu waren. Einer von den 4 vorhandenen Liften war ein Behinderten gerechter Lift mit niederen Knöpfen für Rollstuhlfahrer und auch mit Blindenschrift neben den Knöpfen.

ginkoallee

Toiletten:

Im Zimmer wurde ich dann gleich mal bei der Toilette eingeschult. Na, ja, das war nicht einfach eine Toilette wie man sich das vorstellt.  Da konnte man die Stärke der Spülung einstellen, dann gabs zwei verschiedene Arten der Dusche von unten, eine Wasserdusche und einen Dusche mit irgendeinem Duft  und der Toilettendeckel konnte gewärmt werden. Musik konnte man auch machen
damit man die Geräusche übertönen kann. 

toilette

Also ich gebs zu, die Duschen hab ich bis zum Schluss nicht ausprobiert. Witzig war auch das sich nach kurzem draufsitzen die Spülung kurz eingeschalten hat, beim ersten dachte ich oh Gott, jetzt bekomm ich doch eine Dusche von unten.  Laut Reiseführer ist es in Japan so, dass man um festzustellen ob die Toilette besetzt ist erstmal außen klopft und dann wartet ob jemand von innen klopft, wobei ich das nicht erlebt habe, weil bei den europäischen Toiletten immer Schlösser waren. Die japanischen Toiletten (Löcher im Boden) musste ich nie ausprobieren weil es immer mindestens 1 europäische Toilette gab.

Wir haben dann erst mal 2 ½ Stunden geschlafen, da wir beide am Flieger nicht viel schlafen konnten und es für uns 2 Uhr Früh war.

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Dann haben wir uns bei einem kleinen Lebensmittelladen im Hotelgebäude einen Vitamin-C Drink zum aufpeppeln, Reis-Crackers und ein Calpis gekauft (Calpis und Pocari Sweat sind die beliebtesten japanischen Soft-Drinks, Calpis kannte ich bereits von uns vom „Japaner“, Pocari Sweat habe ich erst drüben kennen gelernt, es schmeckt wie verdünnter süßer Grapefruit-Saft aber nur ganz leicht bitter. Calpis ist milchig weiß, es wird entweder als Dicksaft oder bereits verdünnt verkauft. Ich habe eine Dose entdeckt mit Calpis wo noch eine Zitrone und Kirschen abgebildet waren, in der Meinung es handle sich um Calpis mit Fruchtgeschmack hab ich’s gekauft, aber da war eindeutig Alkohol drinnen, was es aber genau war weiß ich bis jetzt nicht, zumal es auch nicht teurer war als andere Softdrink-Dosen – zur Erklärung, auf den meisten Lebensmitteln steht dann alles nur in Japanisch drauf, was für uns bisschen schwierig zu lesen ist. 

Bei größeren Gebäuden gibt es oftmals die Möglichkeit vom 1. Stock aus mit Verbindungsgängen für Fußgänger zwischen den Häusern hin- und herzugehen. Der Supermarkt war durch so eine Verbindung zu erreichen, nach dem Verbindungsweg war dann eine automatische Glas-Schiebetüre, um zu sehen wo man durch die Türe kommt, war der ansonsten glatt verflieste Boden mit Fliesen mit runden Erhöhungen gekennzeichnet, während wir in der Mitte der Wege drinnen und auch auf Gehsteigen immer wieder längliche Erhebungen auf Fliesen oder Steinen sahen um die verschiedenen Gebiete zu kennzeichnen, wie Gehsteig/Radfahrweg oder ich denke auch, damit man auf der einen Seite in die eine Richtung geht und auf der anderen Seite in die andere Richtung. Bei einer Toilette waren die Steine mit den runden Erhebungen sogar im Boden eingelassen damit man weiß wo man mit den Füßen stehen muss wenn man auf der Toilette sitzt. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. 

Meinen ersten Getränke-Automaten habe ich hier auch schon gesehen, aber noch nichts gekauft.

Dann gingen wir ins Outlet-Center das gleich neben dem Hotel war. Das Schönste war die warme angenehme Meeresluft, weil wir direkt am Meer waren, herrlich. Schön war für mich auch, dass mein absoluter Lieblingsbaum der Gingko hier auf allen Straßen Allee-Baum war, alle 2-3 Meter stand einer.

Am Weg zum Outletcenter war meine erste Feststellung, der Links-Verkehr in Japan, der mir komischer Weise bei der Busfahrt noch nicht aufgefallen war. Besonders gefallen hat mir auch das japanische „Unkraut“ auf einem Parkplatz, wunderschöne Blumen. Und die Kanaldeckel auf denen Gingko-Blätter abgebildet waren. Wir kämpften in der Sonne bisschen mit unserem Kreislauf und sind daher erst mal quer durchs Outlet-Center zum Starbucks auf einen Kaffee bzw Tee, den wir dann auf der Terrasse mit Meeresluft und japanischen Spatzen  genossen. Dann wieder zurück im Outlet-Center zum Beginn, weil’s da einen GAP gab. Im Outlet-Center bin ich mir vorgekommen wie nach Amerika zurück versetzt. Auch dieser Klein-Häuschen Baustil mit Verbindungen und alle Marken die man von USA kennt, von Brooks Brothers, über Hilfiger, GAP bis hin zu Ralph Lauren. GAP war preislich ok, aber Hilfiger z. B. war dann bei weitem nicht mit USA zu vergleichen. Dort gabs dann noch einen Toiletten-Ausflug. Lustig war in der Toilette drinnen seitlich montiert ein Baby-Sitz, damit die junge Mutter gemütlich auf die Toilette gehen kann und das Kind nicht draußen lassen muss. Neu war auch der Handtrockner, wo man seine Hände hinein hält und ganz langsam raus zieht. Es kommt eine extrem starke Luft raus die die Nässe der Hände praktisch abbläst. In einem, wenn auch Western-Like Restaurant habe ich dann die in Japan laut Reiseführer oft verbreitete „Sitte“ die angebotenen Speisen als perfekten und fast echt aussehenden Plastik-Nachbau in der Auslage auszustellen gesehen.

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Dann spazierten wir erst mal durch eine Wohngegend mit kleinen Häuschen zum 100 Yen Shop. Irgendwie wars interessant in die Gärten zu schauen die wirklich so waren wie wir uns japanische Gärten vorstellen, mit viel Rhododendron und den japanischen zurecht geschnittenen Bäumen, oftmals Pinien aber auch viele andere Bäume.

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Besonders haben mich auch die Dächer fasziniert, offenbar Ziegeldächer, nur waren die Ziegel mit einer metallischen Farbe bemalt. Die Seitenabschlüsse waren auch sehr originell, unterschiedlich und aufwendig gestaltet, teilweise auch mit Figuren aus dem gleichen Material. Was auch noch witzig war, war der Parkplatz einer Auto-Werkstadt, wo die Autos übereinander gestapelt wurden in einem Metall-Käfig, offenbar mit Lift-Funktion.

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Wir gingen dann auch an einem Friedhof vorbei der mitten zwischen den Häusern war, sehr nüchtern und nur Stein, nichts Grünes, fast keine Blumen. Bei den Kinder-Gräbern waren rosa Tücher um die Grabsteine gebunden.

In der Gegend wos dann schon wieder bisschen mehr nach Industrie-Gegend aussah, wobei man sagen muss das in Japan die meisten Teile der Städte für unsere Begriffe wie Industrie-Gebiete aussehen, waren dann immer wieder mitten zwischen den Häusern Gemüse- und auch Reis-Felder.

Dann waren wir auch schon bald in dem kleinen Shopping-Center mit dem 100 Yen (70 Cent) Laden. Es gab eine Küchenabteilung, Kosmetik, Garten, Basteln, Lebensmittel, Papier, Gewand und Taschen (das war dann schon alles teurer als 100 Yen), da haben wir doch einige Zeit lang gestöbert. Ich mags total gerne in fremden Ländern in Geschäften auf Entdeckungsreise zu gehen wo auch die Landesbevölkerung einkauft. Da kann ich Stundenlang schauen was es alles gibt was wir bei uns nicht kennen.

Getränke-Automaten

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Dann gabs mal die ersten Erfahrungen mit den Getränke-Automaten. Dazu muss man sagen, dass man in Japan in der Öffentlichkeit, sprich auf der Straße weder Kaugummi kauen noch essen darf, Ausnahmen sind Zug-Fahrten. Wie das mit Trinken ist weiß ich nicht. Auf alle Fälle gabs in dem Shoppingcenter vor den Automaten (es sind meist 2-3) ein paar Tischchen wo auch ein paar Japaner etwas gegessen und getrunken haben. In den Automaten gibt’s alles, es gibt’s alle möglichen warmen Getränke, aber auch offene kalte Getränke im
Papp-Becher mit Eis, dann gibt’s Eis-Automaten, Automaten mit Schokolade oder Zuckerl oder Knabbergepäck und Automaten mit abgepackten Getränken in Plastikflaschen, Alu-Dosen oder Aludosen mit Alu-„Flaschen“hals, die unten aussehen wie die auch bei uns gängigen Getränkedosen, aber oben einen Schraubverschluss haben. Musste ich natürlich mitnehmen, weil ich hab einen Flaschen aus fremden Ländern Tick.  Es gibt Wasser, Säfte, verschiedene Kaffeearten, mit und ohne Milch, Tee mit Milch, alles auch kalt.

Running sushi

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Dann gings zum ersten echten japanischen Running Sushi Laden meines Lebens.

Erst gibt’s mal eine feuchte Serviette zum Hände abwischen. Die Sushis fahren einem wie bei uns halt auch an der Nase vorbei. An jedem Tisch, oder an der Theke wo wir gesessen sind gibt’s einen Hahn wo man heißes Wasser zapfen kann um sich mit gemahlenem Tee-Pulver einen grünen Tee anzurühren. Wir blieben bei heißem Wasser weil wir ja schlafen wollten.  Es gibt natürlich auch die Sushis die wir hier auch kennen mit Lachs, Garnelen, Butterfisch und Thunfisch (wobei der Fisch ganz anders schmeckt als bei uns, obwohl auch hier der gefrorene Fisch verwendet wird), es gibt aber auch ganz andere Varianten, Lachs-Sushi auf dem noch mal Mayonnaise und im einen Laden Rettich, im anderen Zwiebel ist, Heringe, gebratener Lachs, gebratene Makrele, Tempura-Ebi Maki (in Tempurateig gebackene Garnele mit Mayonnaise und einem Salatblatt in ein großes Maki gewickelt), auch Sushi mit rohem Rindfleisch, Maki mit Fleischlaberl drauf, ein Kinder-Sushi mit Frankfurter und Ketchup drauf, diverse ovale Makis mit zerkleinertem Fisch und teilweise Mayonnaise dabei, Sushi mit Tintenfisch inkl Tentakel, Sushi mit Muscheln, und viele Fische von denen ich nicht wusste um welche es sich handelt.

Ich werde hier dem Sushi-Lokal vom zweiten Abend vorgreifen um gleich hier die Unterschiede zu erzählen. Es gab im zweiten Lokal, das größer war an jedem Tisch einen Touch-Screen an dem man Dinge bestellen konnte die einem schon zu lange nicht vorbei gekommen sind. Die bestellten Teller standen auf kleinen Schüsserln erhöht, damit man erkennen konnte das man diese nicht nehmen darf (mir wurde das erst nach meinem ersten vom Schüsserl genommenen Teller erklärt  Wenn dann das bestellte Schüsserl in die Nähe kam begann die Anzeige zu blinken und eine Stimme sagte, dass das Bestellte bald kommt.

Im ersten Lokal stand am Tellerl der Preis, es gab Sushi- und Maki-Teller um 100 Yen (70 Cent), die meisten kosteten 130 Yen, und es gab auch welche um 180 oder 300 die Teuersten. Meist waren 2 Stück drauf, manchmal auch nur eines. Im zweiten Lokal gabs zwei verschiedene Teller, wobei ich nicht weiß was die dann gekostet haben. Mit umgerechnet ca. € 7 (1000 Yen) konnten wir uns gut satt essen, am zweiten Abend sogar mit einer kleinen Nachspeise die auch in Kühlboxen rundherum gefahren ist. Die Nachspeise war ein kleines Glas mit Bananen, Schoko-Pops, Eierlikör oder so etwas und drauf eine chemische 😉 Fertig-Schlagobers-Creme.

Im zweiten Lokal musste man sich auch wenn man kam (weil alles voll war und schon viele warteten) in ein Buch eintragen und wurde dann aufgerufen. Tee und auch kaltes Wasser gabs wieder gratis, andere Getränke konnte man sich aus Automaten holen. Das Bier wurde auch von einem Automaten frisch eingeschenkt, das Glas wurde vom Automaten genommen, schief gehalten und zum Großteil eingeschenkt, dann wieder gerade abgestellt und mit Schaum versehen.

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Na, ja, dann sind wir noch am ersten Abend in den Lebensmittel-Laden der bis 10 offen hatte. Dort gabs dann wieder viel zu entdecken, herrlich. Eine riesige Gemüse- und Obst-Abteilung und dann tausend Sorten Tofu und Gyoza (Teigtaschen) und Miso und und und. Besonders gern schau ich mir auch in anderen Ländern die Süßigkeiten an. Ich hab alle möglichen lustigen Zuckerl gekauft und dann gibt’s in Japan diese Keks die wie ungesalzene Soletti (Salzletten) aussehen, mit Schoko überzogen. Aber nicht so wie bei uns nur mit Bitterschokolade, sondern auch mit Milchschoko, weißer Schokolade, mit Erdbeergeschmack, mit Schokolade und Nusssplittern, besonders lecker mit Schokolade mit Kokossplitter die auch noch knusprig sind, irgendeinen hellgrünen Überzug gabs auch noch, keine Ahnung ob das Pistazie oder Minze war. Dann Zuckerl in lustigen Dosen, Zuckerl mit dem Geschmack von japanischen Soft-Drinks, irgendein Brot das man in Schokosauce tunken kann…. Sauer gabs natürlich alle möglichen Reis-Cracker Varianten wobei die komischerweise auch in Japan teuer waren fand ich. Dann hab ich noch Nudeln gekauft, ein Sesamöl das ich für Chiliöl hielt, Wasabi-Pulver, Wasabi in der Tube, Senf-Pulver, Calpis-Dicksaft, Gyoza natürlich auch und eben verschiedene Süßigkeiten. Auch „Tirol-Chocolate“ mit einem Foto mit Kopf mit tiroler Hut, eine Schokolade mit Karamell innen, hab ich in Tirol noch nie gegessen. 

Nach einem kurzen Spaziergang zurück zum Hotel durch die Gingko-Alleen sind wir dann sehr bald ins Bett gefallen.

Mittwoch, 1. Juni

Am Mittwoch sind wir früh aufgestanden um den Bus nach Kyoto um 8:00 am Flughafen zu erreichen. Am Flughafen hab ich mir dann noch eine Dose Caffe Latte gekauft.  Der Bus ist, wie in Japan üblich, Punktgenau gefahren, Verspätungen scheint es nicht zu geben, es hat alles seine Ordnung.  Dann haben wir eine Fahrt 1 ½ Stunden von Osaka Kansai Airport nach Kyoto vor uns gehabt (hat übrigens 2300 Yen einfach gekostet – umgerechnet ca € 17,00).

Wir sind fast die gesamte Zeit durch bewohnte städtische Gegenden gefahren, nur einmal kamen wir eine Zeit lang bei Bambus-Wäldern vorbei, die ein ganz angenehmes zartes helles Grün haben. Ansonsten städtisches Gebiet, wobei in Japan meiner Meinung nach alles nach Industriegegend aussieht, selbst die Wohngegenden. Es gibt zwar schon kleine Bereiche wo dann fast nur kleine Wohnhäuser sind aber nicht viel und eben nur fast. Lustig war ein Golfplatz, der die Löcher alle auf kleinen Inseln hatte, die aber höchstens 2-3 m im Durchmesser hatten, auf denen dann massenhaft Golfbälle lagen. Ansonsten sind wir viel über Brücken gefahren mit Lärmschutzwänden wo man dann entweder nichts oder nur ein bisschen etwas durch die verglasten Teile gesehen hat. Wenn man so durch das Land fährt ist es irgendwie eine Mischung aus Europa und USA aber eben eher Industriegegend. Besonders schön fand ich wieder die vielen Gingko-Alleen.

Übrigens, fällt mir gerade ein. In Japan darf man sich in der Öffentlichkeit nicht die Nase putzen, sprich schnäuzen, das ist ganz etwas Unschickliches. Man muss „aufziehen“. :~/ Und Liebesbezeugungen wie Küsse und dgl ist auch nichts für die Öffentlichkeit.

In Kyoto angekommen haben wir erst gar nicht mitbekommen das wir schon da sind, weil es früher als der Fahrplan angegeben hat war und wir noch keinen Bahnhof sahen.

Wir mussten uns erst mal orientieren was nicht ganz leicht ist wenn nur wenige englisch sprechen, die die es sprechen versteht man sehr schwer und die Schilder sind oftmals nur in Japanisch beschriftet. Beim dritten Anlauf nach ½ Stunde haben wir dann die Tourist Information gefunden und haben da dann zu Dritt mit Händen und Füßen und Reiseführer klar gemacht was wir wollen. Wir haben eine Tageskarte für die Busse erstanden (Gott sei Dank haben wir uns da schon bissi im Reiseführer schlau gemacht) und einen Busplan bekommen. Dann haben wir erst mal den richtigen Bus gesucht was auch nicht ganz einfach war.

Busfahren in Kyoto

In Japan, oder zumindestens in Kyoto steigt man hinten in den Bus ein (das mussten wir aber auch erst mal durch Beobachtung herausfinden) und vorne aus. Vorm Aussteigen zahlt man entweder mit Geld bei einem Automaten gleich neben dem Busfahrer, oder man schiebt die Karte ein, diese wird durchgeführt und kommt an anderer Stelle wieder raus. Gewartet wird ganz gesittet wie in England in einer Reihe an einer extra gekennzeichneten Stelle von der man weiß das der Bus an dieser Stelle seine hintere Tür haben wird wenn er kommt. Wenn er dann da ist wird aber gedrängelt und im Bus ist sowieso eine dauernde Drängelei, nachdem die Busse sehr voll sind und man von hinten nach vorne muss zum aussteigen. Lustig war auch, dass ich mich, obwohl ich bei uns mit meinen 1,68 ja eher klein bin, im Bus an der Stange anhalten musste und selbst die fast zu nieder war, die Haltegriffe wären aber viel zu nieder
gewesen. Es gab Knöpfe an verschiedenen Stellen im Bus zum Drücken wenn man aussteigen will. Und vorne beim Busfahrer eine Stations-Anzeige, die allerdings die meiste Zeit die Stationen in japanischer Schrift angezeigt hat. Englisch war es nur immer ganz kurz, da musste man echt ganz schön aufpassen.

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Zuerst fuhren wir zum Kinkaku-ji Tempel, auch Golden Pavillon genannt. Es war extrem voll dort, wobei 90% japanische Schüler in Schul-Uniform waren die durch den Tempel geschleust wurden. Wir zahlten unsere 500 Yen, bekamen eine wunderschöne Eintrittskarte, weißes Papier mit schwarzen Schriftzeichen und roten Stempeln.

eintrittskarte

Übrigens erkennt man buddhistische Stätten in Japan an der Endung –ji oder –dera, sie werden meist als Tempel bezeichnet. Die zweite Religion Japans ist Shinto, die Sinto-Tempel heißen Schreine (jinja).

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Kinkaku-ji wurde von einem Shogun (kaiserlicher Feldherr der dann aber die Macht übernahm) errichtet irgendwann im 14. Jahrhundert der seine öffentlichen Pflichten aufgab um Priester zu werden, der Golden Pavillon war erst Alterssitz des Shogun und wurde später Tempel. 1950 ist er durch Brandstiftung abgebrannt, wurde aber detailgetreu wieder aufgebaut. Der Pavillon ist komplett mit Blattgold überzogen, am First steht ein Bronze-Phönix. Der Tempel ist auf einer kleinen Insel in einem Teich. Es gibt noch mehrere kleinere Insel in diesem Teich die alle mit japanisch beschnittenen Bäumen gestaltet sind. Im Teich sind Kois (japanische Luxus-Fische) und auch Schildkröten. Man wird dann weiter durch einen japanisch angelegten Park gelotst mit vielen schönen Bäumen, Wasser, viel Bambus-Zäunen, einem Teehaus und einem kleineren Tempel. Am Ausgang kann man sich Orakel aus einem Automaten kaufen, die dann nach dem Lesen auf Schnüre gebunden werden.

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Als nächstes fuhren wir dann wieder mit dem Bus ein paar Stationen weiter zum Ryoan-ji Tempel. Hier waren nicht mehr ganz so viele Schüler. Man spazierte zuerst zu einem wunderschönen See mit vielen Seerosen in verschiedenen Farben

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und dann zu einem Zen-Buddhistischen Steingarten mit gerechtem Kies und 15 Steinen (ultimativer Ausdruck des Zen-Buddhismus) darin und mit einer Mauer rundherum.
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Auf der einen Seite konnte man sitzen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass auf mich diese „Steinwüste“ keine meditative Wirkung hatte, um die Ecke, der grüne Bereich mit Bäumen und Moos entsprach mir da schon viel mehr.
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Das ganze war in einem Gebäude wo wir zum ersten Mal unsere Schuhe vor Betreten ausziehen mussten.
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Man zieht die Schuhe aus und geht erst ohne Schuhe auf die etwas erhöhten Holzposteste. Für die Schuhe gibt es dort dann Regale.
Auf dem Gelände des Ryoan-ji Tempel gab es dann noch ein paar schöne Gebäude und der Park war auch schön mit seinen japanischen getrimmten Bäumen.
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Dann fuhren wir wieder ein paar Busstationen weiter zum Ninna-ji Tempel (Omuro Palast).
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Früher gab es hier 60 Untertempel, die leider auch großteils einem Brand zum Opfer gefallen sind.
Links auf dem Gelände gab es noch einen Tempel der aus kleineren Häusern bestand die mit überdachten Holzgängen verbunden waren.
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Jedes Haus bestand aus mehreren Räumen, bei denen die Trennwände aus dünnen Holz-Papier-Konstruktionen bestanden die dann teilweise mit japanischer Malerei mit Kranichen, Pinien oder Ähnlichem mit goldenem oder ohne Hintergrund bemalt waren. Das Anwesen lag unterhalb eines kleinen Hügels inmitten eines japanisch angelegten Gartens mit einem kleinen
Teich und großen Kiesflächen.
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Durchgehen musste man wieder barfuß.
Weiter rauf gab es ein großes rosarotes Fronttor in dem links und rechts zwei geschnitzte Nio-Wächter (Nationalschätze) wachten.
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Unser erster Weg führte uns dann erst mal zu einem kleinen Lokal weil wir schon knapp vorm Verhungern waren. Die Bedienung hat kein Wort englisch gesprochen und sich auch nicht darum bemüht herauszufinden was wir wollen. Als Japaner darf man ja nicht zugeben wenn man sich nicht mehr auskennt und so hat sie nur hysterisch gelacht. Gott sei Dank hat dann die Japanerin am Nebentisch helfend eingegriffen. Dann kam noch eine 2. Kellnerin dazu, alle haben nur hysterisch gelacht. Wenn man keine Ahnung von der japanischen Kultur hat und nur „europäisch“ denkt wären wir wohl aufgestanden und gegangen, weil aus unserer Sicht war das eine arge Beleidigung wie uns die behandelt haben. 
Das Lokal hatte sogar eine Karte mit Fotos, d. h. eigentlich kein großes Problem wie sich dann herausgestellt hat. Wir haben uns jeder eine japanische Nudelsuppe bestellt, war echt lecker.
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Danach gings weiter im Ninna-ji Tempel, erst mal haben wir uns die 5-stöckige Pagode aus den 1530er Jahren angesehen, ziemlich eindrucksvoll. Leider war zu der Zeit die Sonne grad ziemlich blöd zum Fotografieren.
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Wir sind dann noch bisschen über das Geländer spaziert und haben uns noch 3 Tempel angesehen, in einem waren gerade buddhistische Mönche beim Beten.

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Als nächstes sind wir dann wieder mit dem Bus weiter zur Burg Nija gefahren, wobei das nicht die Burg des Kaisers sondern des Shoguns war.

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Durch die Burg selbst musste man wieder ohne Schuhe gehen, fotografieren war hier leider nicht erlaubt. Übrigens waren beim Golden Pavillon überall Zeichen, dass Fotografieren verboten ist, was aber niemand daran gehindert hat trotzdem zu fotografieren, in der Burg hat aber wirklich niemand fotografiert.

Was mir auch gerade noch einfällt, in Japan kann man Schilder für alles kaufen, z. B. im 100 Yen Laden, Schuhe tragen verboten, Essen verboten, trinken verboten, ……

Das Bekannteste an der Burg sind die sogenannten Nachtigallböden. Es handelt sich um Bretterdielen die rundherum um die Gemächer des Shogung waren, wenn man drauf steigt reiben Zwingen und Nägel aneinander und geben ein Geräusch wie Vogelgezwitscher von sich um den Shogun vor eindringenden Feinden zu warnen. Rund um die Burg war wieder ein großer japanischer Garten durch den wir auch noch spaziert sind.

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In den japanischen Gärten ist es tatsächlich so wie wir es uns vorstellen, es darf kein Baum so wachsen wie er gerne möchte, alles wird in Form geschnitten.

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Dann gings leider schon nach Hause. Ich war schon ziemlich enttäuscht, weil ausgemacht war, dass wir noch in die sogenannte Poncho-Gasse gehen, einer, laut Führer „reizenden Gasse“ wo man noch ein bisschen das alte Kyoto sieht, mit vielen Teehäusern in denen auch Geishas arbeiten. Danach wollten wir noch in einem Lokal am Fluss essen. Für mich war die Gasse das was mich an Kyoto am meisten interessiert hat und hätte ich gewusst das sich meine beiden Begleiterinnen dann spontan für früher Heim fahren entscheiden würden hätte ich lieber auf einen der drei Tempel verzichtet, aber nachdem die beiden beim Rückflug auf dem ich schlafen konnte arbeiten mussten konnte ich natürlich schlecht was sagen.

Auch im Nachhinein gesehen fehlt mir jetzt einfach so bisschen das japanische Innenstadt-Erlebnis, auch mit bisschen einkaufen von japanischen Dingen. Ich habs total gerne dann im Nachhinein auch als Erinnerung an eine Reise irgendetwas Schönes aus dem Land mit zu haben, das blieb mir diesmal leider verwehrt.

Von der Burg sind wir dann wieder zum Bahnhof und zurück mit dem Bus nach Osaka, dort sind wir dann noch mal Sushi essen gegangen und dann war leider auch schon das letzte Mal schlafen gehen angesagt.

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Donnerstag, 2. Juni

Am nächsten Tag um halb 9 gings wieder Richtung Flughafen und dann Richtung Heimat. Mit dem Wetter hatten wir echtes Glück, weil es an dem Morgen an dem wir wieder zurück mussten zu regnen begonnen hat, während das Wetter als wir dort waren, trotz negativer Wettervorhersage angenehm und schön war.

Die 12 Stunden Flug habe ich großteils mit Lesen des Japan-Führer verbracht um noch mehr über Land und Leute zu erfahren.

Was für mich total spannend war, war Sibirien. Wir sind bestimmt 6-8 Stunden über Sibirien geflogen und es war da nichts, keine Straße, kein Haus, keine Ortschaft, nichts, absolute Einsamkeit. Mir war zwar klar das Sibirien groß, weit und „leer“ ist, aber nicht das es so groß und völlig leer ist.

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Gedanken

Irgendwann in einem japanischen Garten stehend habe ich mir gedacht, dass wir eigentlich schon in einer perversen Zeit leben, wir kommen nach Japan, und die japanischen Gärten sind eigentlich nicht wirklich etwas Neues, wir stehen da und denken, ja, das sieht tatsächlich so aus wie wirs in japanischen Gärten irgendwo in Europa oder auch in Amerika/Cleveland gesehen haben, wir essen Sushis, die wir schon 100mal gegessen haben und denken, ja, sie schmecken zwar nicht gleich, aber doch ähnlich, wir essen japanische Suppen, die wir bereits kennen zum ersten Mal im Land aus dem sie kommen….In Nepal war für mich das Erlebnis des völlig neuen Erlebnisses da, ein Land, wo einfach alles anders ist als wir es kennen, das hatte ich in Japan nicht so sehr, weil die Japaner schon versuchen alles zu amerikanisieren oder zu europäisieren und weil das was anders ist und japanisch doch schon bis zu uns übergeschwappt ist und wir da einfach auch schon viel kennen und viel wissen.Was für mich auch noch spannend, wenn auch nicht ganz nachvollziehbar war ist, dass wir sowohl in Japan als auch letztes Jahr in Nepal buddhistische Tempel besucht haben, in Nepal war das alles so belebt und es war irgendwie so viel Stimmung bei diesen Tempeln, in Japan ist man davor gestanden und hat gedacht, echt, das ist ein Tempel? Irgendwie war auch keine besondere Stimmung für mich zu spüren. Spannend war auch, dass das Anwesen, dass wir in Ninna-ji Tempel gesehen haben eigentlich völlig gleich ausgesehen hat wie die Burg des Shogun.Japan war für mich spannend und interessant zu sehen und ich bin dankbar das ich die Gelegenheit dazu hatte, aber es ist nicht diese Begeisterung da die mich drängt unbedingt wieder hin zu kommen und noch mehr davon zu entdecken die ich bei Nepal eigentlich schon habe.

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